Der Start in Bremen (Schwachhausen)
Die Anfang 2010 in Schwachhausen durchgeführt Spielleitplanung zeigte den großen Wunsch von Familien nach dem Spielen direkt vor der Haustür. Die damalige Initiativberaterin Tamara Düffner-Hüls, zuständig unter anderem für die öffentlichen Spielplätze und Initiatorin der Spielleitplanung, recherchierte mögliche Lösungen für die eben genannten Entwicklungen und Wünsche. In Frankfurt gibt es seit 2008 temporäre Spielstraßen und das Konzept klang nach einem geeigneten Projekt für Bremen. Nach sieben Monaten der Projektvorbereitung und einer Erprobung starteten im August 2011 drei Straßen mit einem dreimonatigen Probezeitraum. In Frankfurt zeigte sich, dass eine höhere Verbindlichkeit geschaffen wird, wenn es ein externes Angebot während der Sperrungszeit gibt, und so wurde der Probezeitraum von BewegungsErnährungsMobil „bemil“ begleitet. Auf der Max-Reger-Straße war das Zusammenwachsen der Nachbarschaft vom ersten Nachmittag an gut zu beobachten. Es stehen an den Nachmittagen immer noch einige parkende Autos auf der Straße, aber diese stören meistens nicht. Da ist die Situation in der Rembrandtstraße eine andere. Auch wenn keine Autos in den genannten Zeiträumen in der Straße parken dürfen, werden keine Strafzettel ausgestellt oder Autos abgeschleppt – es soll ja für ein Miteinander geworben werden. Doch in der Rembrandtstraße stehen noch viele Autos und der Raum für die spielenden Kinder ist sehr begrenzt. Für die Schumannstraße wurde dafür eine tolle Lösung gefunden: Die angrenzende Kirchengemeinde stellt für den Zeitraum der temporären Spielstraße ihren Parkplatz zur Verfügung. Die Nachbarschaft nutzt die temporäre Spielstraße, ähnlich wie die Anwohner*innen der Max-Reger-Straße, sehr gerne um sich zu treffen und auszutauschen. Auch ältere Anwohner*innen nehmen regelmäßig an den Nachmittagen teil. Die Erfahrungen und Auswertungen waren so positiv, dass es im April 2012 für diese drei Straßen weiter ging. Im Laufe der Jahre kamen neue Straßen(abschnitte) hinzu, andere wurden wieder aus dem Projekt genommen. Bis heute sind drei der Straßen, die im August 2011 starteten noch mit dabei. Ein weiterer Straßenabschnitt (von April bis Juni) kam noch mit dazu. Somit gibt es 4 Temporäre Spielstraßen in Schwachhausen. Sie werden weiterhin regelmäßig vom BewegungsErnährungsMobil bemil besucht.
Und in anderen Stadtteilen?
In der Bremer Neustadt wurden ebenfalls im Herbst 2011 zwei temporäre Spielstraßen eingerichtet und es erfolgte eine enge Begleitung durch das BewegungsErnährungsMobil bemil. Für eine weitere Begleitung des Projekts durch bemil standen leider keine Finanziellen Mittel zur Verfügung und die temporären Spielstraßen wurden beendet.
Mittlerweile wurde durch die Erfahrungen in Schwachhausen deutlich, dass ein gutes Gelingen des Projekts nicht zwingend ein externes Angebot, z.B. durch ein Spielmobil, benötigt. Wenn es einen guten nachbarschaftlichen Austausch gibt ist die Durchführung und Betreuung durch Anwohner*innen durchaus machbar.
Um weitere temporäre Spielstraßen zu schaffen und weitere Straßeninitiativen zu unterstützen, wurden 2016 die Förderbedingungen des Förderfonds SpielRäume schaffen geändert und Initiativen können die Anschaffung und das Aufstellen der Straßenschilder und die Anschaffung von Spielgeräte beantragen. Seitdem sind drei zusätzliche temporäre Spielstraßen in Bremen (Neustadt, östl. Vorstadt und Horn) geschaffen worden.
Somit gibt es derzeit 8 Temporäre Spielstraßen in Bremen, die weitgehend selbst organisiert, teilweise durch punktuelle Unterstützung des „bemil“ laufen. Eine weitere Temporäre Spielstraße wurde 2014 als Sozialraumprojekt ins Leben gerufen.
Was müssen interessierte Initiativen tun, um „ihre“ Straße zu einer temporären Spielstraße zu machen?
Das Verfahren zur Einrichtung einer temporären Spielstraße ist nicht in allen Städten gleich. In Bremen ist es so geregelt, dass sich zunächst eine Gruppe von Interessierten in der Straße zusammen tun sollten, die auch dazu bereit wären, die Durchführung der Spielnachmittage zu organisieren. Als erstes sollte ein Meinungsbild in der gesamten Straße abgefragt werden, da eine sehr große Befürwortung des Projekts die Basis für eine gelungene Umsetzung und viele schöne Spielnachmittage sind. Wichtig ist, möglichst frühzeitig durch das Amt für Straßen und Verkehr prüfen zu lassen, ob sich die vorgesehene Straße für das Projekt eignet. Zusätzlich muss ein Antrag beim zuständigen Beirat gestellt bzw. eine Überprüfung erbeten werden. Darüber hinaus muss die Finanzierung geklärt werden. In Bremen kann diese wie bereits erwähnt über den Förderfonds SpielRäume schaffen gesichert werden.
Eine gute Voraussetzung ist gegeben, wenn Initiativen die Möglichkeit haben, sich durch eine zuständige Fachbehörde oder einen damit beauftragten Verein beraten und begleiten zu lassen. Mitunter sind die Verwaltungsprozesse nicht so einfach zu durchschauen und es braucht ein wenig Erfahrung, um auch kritische Anwohner*innen zu überzeugen. In Bremen übernimmt diese Aufgabe SpielLandschaftStadt e.V. und wird dabei vom Fachdienst Spielförderung (Amt für Soziale Dienste), den Ortsämtern und den Kontaktpolizisten unterstützt.
Temporäre Spielstraßen als Sozialraumprojekt
Seit Frühjahr 2014 ist die George-Albrecht-Straße in Bremen-Blumenthal temporäre Spielstraße. An jeweils 20 Terminen kommt seit 2014 einmal wöchentlich das bemil mit seinem Team. Ein Projekt mit anderen Aspekten im Fokus. In diesem Quartier leben viele Familien mit Migrationshintergrund, prekäre Lebensverhältnisse prägen die Nachbarschaft. Mit der temporären Spielstraße wird für Kinder aus beengten Wohnverhältnissen und begrenzten Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung ein betreutes Spielangebot geschaffen. In erster Linie wird den Kindern dabei ein Spielraum geboten, in dem sie möglichst frei spielen und dabei motorische Fähigkeiten entwickeln und ausbauen können. Auch die Entwiclung sozialer Kompetenzen spielt dabei eine Rolle. Punktuell werden zusätzlich niedrigschwellige „Ernährungsangebote“ gemacht, bei denen die Kinder die Zubereitung von frischen Lebensmitteln spielerisch ausprobieren können. Seit 2018 wird die Straße zu Beginn der Spielnachmittage von Müll befreit. Somit wird den Kindern zusätzlich ein Verantwortungsgefühl für den eigenen Sozialraum vermittelt.
Die Durchführung des Projektes erfolgt in enger Abstimmung mit dem Quartiersmanagement und wird von dieser Seite auch unterstützt.